Wie werde ich glücklich?

Die Suche nach dem Glück gilt heute als eine Lebensaufgabe. Medial wird uns vermittelt, wir müssten uns immer weiter optimieren, unsere Körper stählen, lächeln, positiv denken, nach vorne schauen und das Beste aus uns und unserem Leben machen. Grundsätzlich sind das ja keine "falschen" oder "schlechten" Ansätze. Sie können aber zu Streß führen und verdrängen negative Gefühle und/oder Situationen, die zum Leben dazu gehören: Misserfolge, Traurigkeit, Trennung und so weiter. Für diese Seiten des Lebens ist kein Platz in unserer immer lächelnden Spaßgesellschaft. Ich war auch lange Zeit der Meinung, dass glücklich sein eins der obersten Ziele im Leben sein sollte. In der therapeutischen Arbeit bedeutet dies, dass man mit Klienten erarbeitet in welchen Situationen sie angenehme Gefühle erleben, welche Aktivitäten ihnen Spaß machen könnten, wie sie sich selbst wohlwollend und wertschätzend gegenüber treten könnten. Mittlerweile bin ich da etwas kritischer geworden. Als ich begriff, dass die Spaßgesellschaft auch in mein Praxiszimmer eingezogen ist, hinterfragte ich die Glücksparolen und kam zu dem Entschluss, dass es so nicht funktionieren kann. 

Wodurch lernen kleine Kinder? Durch Fehler und Misserfolge! Sie machen Erfahrungen wie Dinge funktionieren und wie sich nicht funktionieren, indem sie scheitern und es anders versuchen bis es klappt. Sie lernen auch mit negativen Gefühlen umzugehen, was wir mit der Zeit verlernen, da in unserer Gesellschaft niemand traurig oder missgestimmt sein darf. Es muss jeder einfach "super gut" gelaunt sein. 
Was passiert aber, wenn wir merken, dass wir gar nicht glücklich sind? Habe ich dann etwas falsch gemacht? Bin ich nicht gut genug? Passe ich nicht in die Gesellschaft? Es entstehen dann negative Gefühle und Gefühle von Schuld. Am Ende des Tages bin ich ja schuld, dass ich nicht glücklich bin. So wird es mir zumindest vermittelt, da es ja jeder andere schafft glücklich zu sein. Aber ich glaube, wenn man mal hinter die Fassade schaut, dann wird man feststellen, dass viele Menschen nicht glücklich sind und die gleichen Gefühle der Unzulänglichkeit erleben. 
An dieser Stelle frage ich dann meine Klienten, nachdem berichtet wurde, dass sie nicht glücklich sind und es gerne sein möchten, was denn Glück für sie bedeutet, in welchen Situationen sie Glück erlebt haben und was passieren müsse, damit sie glücklich sind. Meine Klienten kommen dann ins grübeln und sehen häufig, dass Glück ein flüchtiger Moment ist, der überhaupt nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr bestehen kann. Wenn es Klick gemacht hat, dann kann die Arbeit erst richtig starten. Nämlich die Suche nach Zufriedenheit. Es fällt zunehmend schwerer uns mit dem Leben, Umständen und Situationen zufriedenzugeben. Auch mir. Man kann sich aber immer wieder vor Augen führen, welche Aspekte einen zufrieden machen und sich die Frage stellen, ob nun eine Veränderung von XY (neues Auto, neue Partnerschaft, neue Kleidung usw.) wirklich zu mehr Zufriedenheit führen würde oder einfach nur eine kurzfristige Befriedigung darstellt. 

Ich glaube das Geheimnis des Glücks liegt darin, nicht nach dem Glück zu suchen, sondern es zufällig, wie auch alles andere im Leben, geschehen zu lassen und mich auf das was mich zufrieden macht zu besinnen. Es kann ein sehr erleichternder Gedanke sein sich nicht um das Glück bemühen zu müssen. Probiert es aus. Sucht euch einen Tag in der Woche aus, indem ihr so tut als sei alles so wie es ist, gut und zufriedenstellend. Benehmt euch als wäre alles so wie ihr euch es immer vorgestellt habt und schaut dann wie ihr euch fühlt und vergleicht diesen Tag mit den restlichen Tagen. 



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